Corona-Welt

Der erste Momente, in dem uns die Corona-Krise direkt traf, war die Preissteigerung von Hautdesinfektionsmittel. Eigentlich übernimmt es bei uns die Kasse. Aber wir hatten gerade kein Rezept und mussten sowieso Pumpenmaterial ordern. Glatt den 4-fachen Preis musste der Hilfsmittelversand dafür aufrufen. Eine nette Dame rief extra deswegen an und entschuldigte sich. Aber es war zu normalen Preisen nicht mehr zu bekommen.

Dann der Shutdown. Schulen schlossen, Reha auf Sylt gecancelt, Spuckschutz in Apotheken und Supermärkten und lange Schlangen mit zwei Meter Abstand zwischen den Wartenden beim Bäcker. Klopapier wird zum Luxusartikel. Weizenmehl ist schlagartig von unzähligen deutschen Vorratschränken verschluckt worden und verschwand aus den Märkten.

Insulin für 10 Monate

Auch ich habe gebunkert. Jedenfalls haben wir jetzt Insulin für einen längeren, aber noch überschaubaren Zeitraum im Kühlschrank. Und jede Menge Kohlenhydrate in allen Formen, von der Tafel Schokolade bis zur Nudelsuppe, dämmern nun in unserem Vorratsschrank vor sich hin. Auch Batterien habe ich gekauft, als gäbs kein Morgen. Zu meiner Beruhigung trug aber dann bei, dass der Hilfsmittelversand mir versicherte, alle Lager seien gut gefüllt. Nur eben Desinfektionsmittel wurde zur Kostbarkeit. Aber davon braucht man ja eigentlich nur wenig.

Risikogruppen

Zur Risikogruppe gehören unsere Junior-Diabetiker nicht. Das hat uns die Case-Managerin der Klinik zugesichert. Ich hoffe, dass es stimmt. Allen älteren Personen im meinem Umfeld habe ich striktes #stayathome ans Herz gelegt. Und wir halten uns auch eisern daran. Um Einkaufsgänge zu reduzieren, arbeite ich nun mit dem guten alten Einkaufszettel. Draussen findet man uns nur beim Joggen oder Walken im Park um die Ecke.

Angst ist ein schlechter Berater

Also bin also nur so besorgt wie alle anderen. Um unser aller Gesundheit, unsere Alten und Schwachen, die Volkswirtschaft, die soziale Sicherheit und die eigene berufliche Zukunft. Aber diese Sorgen reichen schon, um ein Mutterherz zu füllen. Nach dem ersten Schock habe ich mich bemüht, die Angst in displizinertes Verhalten umzuwandeln. Aber ein Rest Angst bleibt. Das ist wohl die grosse Herausforderungen dieser Tage. Mit der Angst umgehen, trotzdem weiter machen und mit allen Einschränkungen leben. Und es hat irgendwann ein Ende, das darf man nicht vergessen.

Aus Krisen neu hervorgehen

Mich erinnert dies an die Zeit der Diabetes Diagnose. Das sehr kleine Kind war krank,. Dann die Diagnose, von einem Tag auf den anderen ein ganz anderes Leben. So hatte man sich das Leben als Familie nicht vorgestellt. Ein Krise eben. Ich habe mich dann an die Umstände angepasst, auf einiges verzichtet und in anderen Bereichen neue Kompetenzen ausgebaut. Das steht unserer Gesellschaft nun bevor, den ersten Schock überwinden, alle Kräfte zusammennehmen und sich dann an die veränderten Situationen anpassen durch Aufbau neuer Strukturen.

Besserland

Idealerweise steht am Ende eine Gesellschaft mit gerechter verteilten Möglichkeiten und Ressourcen, einem hoch bewerteten Gesundheitssystem und einem solidarischen Europa, das für einander einsteht. Alles Nachteilige, was geschehen kann, will ich mir gar nicht vorstellen.

Bis dahin ist aber noch viel zu tun, und vielleicht hilft es, dieses Desaster auch als einen Neuanfang zu sehen. Eines ist klar, die Welt, die wir bisher in den vergangen 40 Jahren leben konnten, kehrt vielleicht so nicht so schnell zurück. Aber ich hoffe auf eine bessere.

Eine Antwort auf „Corona-Welt“

  1. Hallo, ich mag deinen Blog sehr. Meine Süße ist auch 14, aber uns hat es erst vor 2 Jahren erwischt. Entsprechend bin ich auch noch involvierter, sie könnte wohl selbständig sein, zieht aber noch mein Kümmern vor. In der Tat erinnert mich die Situation mit dem Virus derzeit durchaus an die Diagnose, von der Quarantäne (erste Wochen im KH und zuhause) bis zum Umkrempeln des Lebens insgesamt. Zu einem besseren und gesünderen für uns alle! Hoffen wir dass auch aus dieser Krise etwas Gutes bleibt nachher. Und ja, etwas Angst bleibt, ob sie Risikogruppe ist oder nicht, wir wollen es nicht austesten und bleiben schön zuhause. Gehamstert hab ich auch nur Insulin. Meine Vorratsschränke sind ohnehin meist gut sortiert; da wir auch noch glutenfrei kochen müssen, greife ich immer gerne zu wenn es was gutes gibt. Und witzigerweise war jetzt als alles Brot und Nudeln leer waren noch die glutenfreien übrig!

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