Alleinerziehend mit Diabetes-Kind

Ein Weg aus der Selbstauflösung

Eigentlich geht es in diesem Blog auch ums alleinerziehend sein (mit kranken Kind). Bis jetzt habe ich dazu nichts geschrieben. Denn gleichgültig in welcher Familienkonstellation, welchen kulturellen Hintergrund und welche Ziele jemand hat: Ein chronisch krankes Kind ist für jede Familie eine Herausforderung. DiabetesKind und Alleinerziehendsein, das geht, ist aber nicht leicht.

Diabetes ist anstrengend

Jede Familie kommt mit dem Diabetes in Gepäck mal in Krisen und auch Paareltern fühlen sich erschöpft. Aber allein ist es schon etwas schwerer als zu zweit. Ich kann es nur vermuten, ich kenne es kaum anders.

  • Am schwersten war es jahrelang keine Gesprächspartner zu haben, wenn es darum ging, Blutzuckerschwankungen oder die unleidliche Situation in der Grundschulzeit zu besprechen. Jetzt ist meine Tochter so kompetent, dass wir zusammen Entscheidungen fällen.
  • Dann die vielen Nächte ohne Schlaf. Wie sehr habe ich mir gewünscht, dass ein Partner sich auch nachts aus dem Bett bemüht, um den Blutzucker zu kontrollieren.
  • Die Angst krank zu werden und sich nicht kümmern zu können.
  • Oder die unterschwellige Sorge, was passiert, wenn ich einen Unfall habe und schlagartig ausfalle.
  • Beim Ausgehen habe ich nicht besonders viel Alkohol in den letzten 10 Jahren getrunken, bloß immer die Kontrolle über alles behalten.
Babysitter ist zu teuer

Manche rieten mir, nimm dir doch einmal einen Babysitter, dann kannst du mal abschalten. Aber ganz ehrlich, gerade als Alleinerziehende hat man für so etwas kein Geld.

Maschinenraum im U-Boot
So habe ich mich oft gefühlt, einfach nur funktionieren als Diabetes Mom

Alles, was meinen Fokus von den Kindern, den Diabetes und meinen jeweiligen Job nahm, fiel nach und nach unterm Tisch.

Eine langfristige berufliche Planung, die Suche nach einem neuen Partner, persönliche Interessen, all dies ist in meinem täglichen Stress mit 2 Kindern und der Erkrankung untergegangen.

Es ging nur noch darum, alles hinzubekommen. Irgendwelche großen Pläne gab es nicht, ich kämpfte mich von Vierteljahr zu Vierteljahr.

 

Diabetes schwächt die Lage der Mütter

Eine Studie aus dem Jahr 2004 stellte fest, dass in Familien mit einen diabetischen Kind die beruflichen Möglichkeiten von Müttern durch den erhöhten Betreuungsaufwand, vor allem bei den jüngeren Kindern, sich verschlechtern. Wenn wundert es, bei den oft ungeklärten Betreuungssituation in Kita und Grundschule. Alleinerziehend sein mit 2 Kindern und einem Diabetes im Gepäck ist dann nicht gerade das, was einem einen Karriereschub verpasst.

Ich war schon froh, überhaupt beruflich irgendwo untergekommen zu sein. Auch wenn meist nur befristet. Wer nur bis 30 Stunden arbeiten will, der hat nicht die große Auswahl. Schon gar nicht im Medienbereich.

In den meisten Firmen war ich oft fast die einzige Mutter, bzw. die einzige Alleinerziehende. Manchmal habe ich mich wie ein Yeti gefühlt, ein Wesen, das es auf der ganzen Welt nur einmal gibt.

Aleinerziehend Leben ist kein Aussenseiterdasein mehr

In meiner Kindheit waren so gut wie keine Mütter ehelos. In der Grundschulzeit kannte ich genau eine geschiedene Mutter, der Mann war Alkoholiker. Heute ist das anders. Jede fünfte Familie in Deutschland ist eine alleinerziehende. 90 % sind es die Frauen, die Kinder hauptsächlich oder auch ganz allein betreuen. Und die Zahl der Alleinerziehenden wächst. Wenigstens gehören wir zu einer wachsenden Gruppe der Bevölkerung. Abgesehen davon, dass ich allein mit meinen Kids bin, sind wir eine ganz normale Familie. Finde ich jedenfalls. Es hat auch schöne Seiten allein mit seinen Kindern zu leben. Mich stört es eigentlich nicht, lieber arm und alleinerziehend als gut verdienend und kinderlos.

Wir sind trotz allem finanziell immer klar gekommen, aber ein Auto haben wir nicht. Natürlich auch kein Wohneigentum und Mutti kauft sich auch nur alle zehn Jahre neue Winterstiefel. Man kann sich den Frust und die Last nicht mit Luxus weg belohnen.

Ganz davon abgesehen, dass man sich mit mehr Geld gewissen Hilfsmittel einfach privat finanzieren könnte, bis die Kasse sie genehmigt. All dies geht nicht. Trotzdem ist unser Glück nicht getrübt. Meine Kinder sind gute Schülerinnen, wirken zufrieden und sehen sich selbst als glückliche Kinder.

Trotzdem, manchmal war es so, als hätte ich in meine ganzen Pflichten selbst aufgelöst. Aber jetzt bin ich dabei, mich neu zu sortieren.  Die zunehmenden Selbstständigkeit meines Kindes gibt mit endlich die Möglichkeit, diese Auflösung meines Ichs um zu kehren und mich neu zu ordnen. Ein bisschen Platz für mein Erwachsenen-Ich ist auch wieder vorhanden.

Wer mehr über die Situation von alleinerziehenden Eltern erfahren möchte, dem seien die Blogs www.mama-arbeitet.de und www.starkundalleinerziehend.de/ empfohlen.

17 Antworten auf „Alleinerziehend mit Diabetes-Kind“

  1. Danke du machst mir Mut, ich bin ebenfalls alleinerziehend, arbeite vollzeit im Schichtdienst und bin immerzu fertig…. Und mir fehlt ein ausgleichender Part alles muss man allein bewerkstelligen… Aber wir Mamas können das!!!

    1. Ja, es war anstrengend, aber wir sind ja nicht unglücklich und haben die letzten 10 Jahre ja überlebt, immer positiv bleiben!

  2. Liebe Zuckermutter,
    Aus deinen Texten spricht ganz viel Mamaherzblut,Kampfgeist und Stärke. Ich wünsche dir und deinen Lieben alles erdenklich Liebe!
    Viele Grüße,
    Swantje (Mama eines 4 jährigen Sohnes mit Typ 1 Diabetes)

    1. Hallo. Ich teile seit wenigen Tagen euer Schicksal. Alleinerziehend und mein fast fünfjähriger Sohn bekam die Diagnose. Ich bin allerdings Papa und das ist aus meinen Erfahrungen der letzten zwei Jahre echt anders als bei euch Mamas.
      Ich drücke euch Allen die Daumen. LG Rüdiger

  3. Hallo in die Runde,
    mein Patenkind (11J.) hat die Diagnose Diabetis bekommen. Wir sind alle sehr erschüttert und traurig. Wie kann ich Mutter und Kind am Besten unterstützen? Hat jemand Tipps? Wichtig ist noch zu erwähnen, sowohl die Mutter meines Patenkindes und ich sind Alleinerziehende. Bekommt man finanzielle Unterstützung von einer Instition oder auch mentale Unterstützung. Die Mutter meines Patenkindes geht fast 70% arbeiten. Ich gehe 90% arbeiten.
    Ich suche nach Lösungen und fand diesen Bloog sehr interessant. Vielen Dank schonmal an Zuckermutter:-))

    1. Liebe Susi,
      vielen Dank für dein Lob. Du kannst dir Freundin helfen, wenn du dich in die Belange, die diese Erkrankung miteinbringst, sprich dich auch schulen lässt und Angst frei mit dem diabetesmanagement umgehst. Dem Kind steht ein schwerbehinderten Status zu, dann gibt es (50 H) eine gewisse Steuererleichterung. Hilfe von staatlichen Institution, selbst mehr Lesitungen seiten des Jobcenters oder ähnliches gibt es nicht. Holt am Anfang die Lehrer ins Boot, vielleicht lassen sie sich auch schulen. Mit 11 kann das Kind Gottseidankschon viel alleine managen. Vorallem nerven bewahren. Man wächst an jeder Herausforderung. Schliesst euch einer Diabeteskinder-Gruppe auf Facebook an. Da könnt ihr euch austauschen.
      Ganz liebe Grüße und viel Kraft!

  4. Liebe Zuckermutter,
    vielen lieben Dann für Deine Antwort.
    Es ist es ist für die Beiden überhaupt nicht einfach . Auch ich leide still mit, da ich ihnen irgendwie nicht richtig helfen kann. Das Hadern mit der Erkrankung und die vielen Gefühle und auch die Frage: warum gerade ich bzw. mein Kind, ist für die Mutter meines Patenkindes schlimm. Das Kind leider auch sehr.
    Was kann ich tun um zu helfen? Ich versuche mich einzuarbeiten ins Thema und unterstütze im Alltag, aber es ist eher ein Tropfen auf den heissen Stein. Bis jetzt habe ich immer gedacht, ohne Partner alles kein Problem. Aber hier denke ich, es wäre für die Beiden einfach leichter.
    Ich hoffe, Sie haben noch ein paar Tipps. Denn ich bin echt betroffen von der Situation der Beiden.
    Liebe Grüße
    Susi

  5. Hallo, der Post ist schon älter, aber trotzdem, ich bin auch alleinerziehend, meine Tochter, 8 Jahre hat gerade die Diagnose bekommen und ich habe riesige Angst, alles auf die Reihe zu bekommen, wenn wir aus dem KH raus kommen… sie ist in der GT Schule. Wie machen wir das mit dem Essen in der Schule? Wie soll ich wieder in den Job finden? Wie weit muss ich beruflich zurück stecken? Ich arbeite zur Zeit 30 h. Ist das zu leisten? Viele Fragen.

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