Diabetes und Freunde

Muss man Freunde mit Diabetes haben, wenn man Diabetiker ist?

Eigentlich war meine Tochter ja immer Diabetikerin, also sie kennt nichts anderes. Ich auch nicht mehr. Der Diabetes ist einfach da. Wie eine falsche Haarfarbe oder eine schlechte Gewohnheit, die viel Arbeit und ein bisschen Ärger macht. Aber Freunde nur nach Eigenschaft aussuchen? Ist man mit allen Blondinen befreundet, weil man blond ist? Wohl nicht.

Keine süßen Freunde

Meine Kinder haben Freunde.  Freunde, die auch Diabetes haben, sind  nicht dabei. Eigentlich hätte ich das gut gefunden, eine beste Freundin für mein Kind, die auch Diabetes Typ 1 hat. Geteiltes Leid soll ja halbes Leid sein. Aber es hat sich nie ergeben. Wir haben es auch nie gesucht. Eine Krankheit ist  keine Grundlage für eine Freundschaft. Jedenfalls nicht für meine Tochter. Sie sucht sich ihre Freundin woanders. Im Kindergarten, in der Nachbarschaft oder seit 6 Jahren Schule. Den Zeitpunkt, an den ich etwas arrangieren konnte, habe ich verpasst, das wäre ja vielleicht noch in der Grundschule möglich gewesen.

Wie gehen Freunde mit dem Diabetes um

Ich frage mich, ob die chronische Erkrankung  Auswirkung auf unser Umfeld und die ’normalen‘ Freunde hat. Manche Miteltern erwähnen lobend: „Toll, wie du das alles so meisterst“. Damit fühle ich mich oft weg  gelobt. Einige Eltern waren hilfsbereit, andere wiederum haben, besonders im Kindergartenalter, ihren Kindern Verabredungen mit meiner Tochter ausgeredet, sie waren wohl überfordert. Aber das ist der Vorteil an so einer Erkrankung. Man kann ziemlich gut erkennen, wer einen mag. Aber den Freunden meiner Tochter ist der Diabetes egal. Die Entscheidung, ob sie mit meiner Tochter befreundet sein wollen, hängt mehr vom Charakter meiner Tochter, als von der Insulinpumpe ab. Nie habe ich gehört, dass ein mieses Wort über die Erkrankung fiel, keine Beleidigungen, aber auch keine Bevorzugung oder Freundschaften aus Mitleid.

Kontakt mit Betroffenen ist wichtig

Auch wenn wir ein paar Diabetiker im echten Leben kennen, eine Freundschaft ist nie draus geworden. Ich finde Kontakte mit Eltern, die Kinder mit DM haben, aber wertvoll. Es entlastet mich. Ich fühle mich dann mit meinen Sorgen und Anstrengungen nicht so allein. Deswegen mag ich Facebook und die dort bestehenden Themengruppen. Das andere mit dieser Erkrankung ebenso hadern, tröstet mich.

Sich nicht vergleichen

Manchmal bohrt es in mein Kind, dass alle anderen in ihrer Umgebung ’nichts‘ haben. Aber meist verfliegen diese Gedanken bald. Es bringt auch nichts, sich zu vergleichen. Sie mag ihre Freunde, setzt sich mit ihnen auseinander, es gibt schöne Momente, große und kleine Gefühle, Spaß und Trauer.

Trotzdem ist mein Kind angenehm berührt, wenn sie mitbekommt, dass da draußen noch Andere mit DM sind. Besonders schön ist für sie die Begegnung mit jungen erwachsenen Diabetikerinnen, die den DM in ihr Leben integriert haben.

Ich hoffe aber immer noch, dass sie kommt, die allerbeste Freundin für meine Tochter, die auch Diabetes hat oder sich damit auskennt. Aber sie sollte auch Harry Potter mögen, gerne Mathe machen und mit Begeisterung Kuchen backen.

2 Antworten auf „Diabetes und Freunde“

  1. Ein schöner Beitrag! Ich hatte bis vor ein paar Jahren auch keine Freunde mit Diabetes. Fand ich in meiner Kindheit und Jugend auch nie wichtig. Genau wie deine Tochter hatte ich meine Freunde und Diabetes als gemeinsamer Nenner hat mir nie gereicht.
    Mittlerweile finde ich Austausch so wichtig, dass ich viele Diabetiker kennengelernt habe. Ein paar wurden Freunde, andere nicht. Wie bei jeder Menschengruppe. Ich finde es wichtig, dass man da nichts erzwingt, aber wenn doch Freundschaften entstehen ist es auch schön :).
    Ich lese mich jetzt erst mal durch deinen Blog. Ich bin begeistert 🙂
    Liebe Grüße
    Lisa

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