Bin ich auch eine Nervensäge?

Diabetes und Schule

Vor einigen Tagen las ich im Diabetes Journal einen Artikel von dem von mir sehr geschätzten RA Oliver Ebert. Es ging um ein Kind, das wegen seiner Diabetes-Erkrankung nicht zur Schule gehen durfte. Ein schockierender Vorfall; sollte er sich wie geschildert zugetragen haben. Diabetes und Schule, das sollte eigentlich gut zusammen passen. 

Herr Ebert äußerste sich in dem Artikel auch darüber, dass es Eltern gibt, die mit einer übersteigerten Anspruchshaltung und unangemessenen Forderungen Ursache eines solchen Konfliktes sein können. Wie diese unangemessenen Forderungen aussehen, erklärte er in dem Artikel nicht.

Hilfe durch die LehrerInnen – Was ist angemessen?

Das brachte mich ins Grübeln, war ich auch so ein Nervsack, weil ich in der Grundschule darum gebeten habe, dass jemand darauf guckt, dass mein Kind seinen Blutzucker misst und es in der Frühstücksstunde den Bolus abgibt, bzw. das Frühstück verzehrt? Ist es maßlos, darum zu bitten, dass die Lehrer ein oder zwei Blicke mehr auf das Kind werfen, falls es eine Unterzuckerung selbst nicht bemerken kann?

Klassenfahrt und Diabetes

Oder ist es schon zu viel, wenn ein Elternteil erfragt, wie die Schule das Kind auf der Klassenfahrt betreuen wird und anbietet, gegebenenfalls mitzufahren? Ich habe von Fällen gehört, da wurde die Klassenfahrt nach einer solchen Frage eines Elternteils abgesagt, mit dem Verweis auf die ungeklärte Situation der Kinder in der Klasse, die medizinischen Hilfsbedarf haben. Dabei bestand ja das Angebot, dass die Eltern die Hilfe übernehmen. Aber das wollte die Schule einfach nicht. Man mag sich vorstellen, wie diese Familie sich gefühlt hat.

In anderen Fällen wurden Schulkinder wegen ihrer Erkrankung von Ausflügen ausgeschlossen, wie soll man angesichts solcher Situationen nicht die Nerven verlieren? Ab und an drängt sich der Eindruck auf, dass einige Schulleiter und Lehrer einfach jede Bitte um Hilfe als unangemessene Forderung ansehen.

Kinder, die irgendwie „anders“ sind, haben es schwer im deutschen Schulsystem. Das geht nicht nur Diabetiker-Kindern so.

Kinder in der Schule
Alle gleich – oder doch nicht? Wer hat wohl den Diabetes hier?

Es besteht zwar Schulpflicht, aber jedenfalls hier in NRW, ist es aus meiner Sicht bisher nicht zielführend geklärt, wie Kinder mit Diabetes Typ 1 verbindlich und verlässlich ihre Schulpflicht wahrnehmen können. Ich habe von Fällen gehört, da mussten die Eltern in die Schule kommen, um zu helfen, an anderen Schulen dagegen war es nicht erwünscht, dass die Mutter ihrer Tochter schnell beim Mittag das Insulin spritzt. Die eine Schule verlangt einen Haftungsausschluss, die andere nicht. Manche Kinder haben Glück und werden herzlich und engagiert von ihren Lehrern und Erziehern begleitet, auch das gibt es, sicherlich ist das auch sehr oft so. Aber leider nicht die Regel. So ist jedes Kind letztendlich vom Gemütszustand der jeweiligen Schulleitung bzw. des jeweiligen Lehrers abhängig. Das darf nicht sein.

Diabetes Kinder brauchen Hilfe – lasst uns gemeinsam daran arbeiten

Ja, es besteht (leider) immer noch kein Anspruch darauf, dass die Schulen verbindlich Diabetiker-Kindern die notwendige Hilfe und Beaufsichtigung zukommen lassen. Aber ist das nicht bedrückend? Ich würde es begrüßen, wenn Schulleiter und Lehrer (an Grundschulen) sich an ihren Dienstherren wenden und sich für die Schaffung von Strukturen einsetzen, die eine Beschulung von Diabetikerkindern ermöglicht, anstatt den Hilfsbedarf einfach ab zu wimmeln.

Nach der Grundschule wird es leichter

Ich bin jedenfalls froh, dass mein Kind aus dem Alter, wo es noch viel Hilfe braucht, raus ist. Seit sie 10 ist, schafft sie über Tage alles allein. Ich gebe zu, dass ich in den 4 Jahren der Grundschule diesen Tag herbeigesehnt habe. Und ich fühle mit allen Eltern mit, die mit ihrer Verzweiflung und Sorge um ihre Kinder anecken. Vielleicht gibt es da draußen auch pädagogische Fachkräfte, die ein aufgeregt-besorgtes Verhalten von betroffenen Eltern als das sehen, was es eigentlich ist, einfach Angst um das Kind.

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